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Druckhaus der Freien Presse in Chemnitz
Die auflagenstärkste Tageszeitung Sachsens hat ein hochmodernes Druckhaus. Mein heutiger Besuch dort war ein bisschen wie die 'Sendung mit der Maus' nur live und sehr beeindruckend! Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit rasen die Papierbahnen über unzählige Rollen und Walzen durch die riesige Druckmaschine, die in der Höhe drei Stockwerke eines stattlichen Mehrfamilienhauses misst und in der Länge einem ganzen Straßenzug entspricht. Die fertige Zeitung wird dann über zig Meter lange verschlungene Förderbänder transportiert, die in ihrem gesamten Ausmaß aussehen, wie eine nicht enden wollende Achterbahn.
Gleichwohl lässt sich in der verkauften Auflage über die letzten Jahre ein kontinuierlicher Rückgang nicht übersehen. Man braucht wohl kein Presse-Experte zu sein, um zu ahnen, woran das liegt: das Internet. Auch die Freie Presse hat schon lange ein Onlineportal, auf dem sie einen Großteil ihrer Nachrichten kostenfrei jedermann zur Verfügung stellt bzw. stellen muss, weil das heute vom Leser so erwartet wird. Wohin führt das? Hoffentlich nicht zum langsamen Verschwinden einer gedruckten Tageszeitung! Zu allererst müssen gute Nachrichten mit nicht geringem Aufwand recherchiert und aufbereitet werden. Das geht nicht für lau. Kann man rein binär erzeugte Nachrichten außerdem so richtig aufheben? Natürlich kann man kopieren, speichern und ausdrucken. Das hat aber nie die Qualität einer gedruckten Zeitung. Und auch nicht die eines ausgeschnittenen Zeitungsartikels. Ob man nach vielen Jahren die gleiche emphatische Empfindung hat, wenn man einen zerbröselnden Ausdruck wieder betrachtet anstelle eines sorgsam zurechtgeschnittenen Teils einer Zeitungsseite? Sehr fraglich! Schließlich kann man in Online-Nachrichten auch kein Geschirr bei einem Umzug einschlagen. Vielleicht wird die gedruckte Zeitung per se nie mehr die Bedeutung haben, wie in der Zeit, als der Unterschied zwischen online und offline noch völlig unbekannt war, jedoch wird sich Qualität letztlich durchsetzen und behaupten – und hier meine ich nicht die des Papiers.