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Nur die Rute, oder wo der Nikolaus nur Knecht Ruprecht hinschickt
Verlassenes Kinderheim im Erzgebirge Zu der Zeit, in der dieses Kinderheim noch in Betrieb war, war es nichts mehr als eine Verwahrstellen für durch ungewollte aber unvermeidbare Geburt zur Welt und damit äußerst ungelegen gekommenen Nachwuchs, mit dem die so „verunfallten“ Eltern nichts anzufangen wussten bzw. wollten. In diesem Wissen wurden diese humanoiden Tierheime auch geführt. Mit Pädagogik hatten die sich eher als Wärter verstandenen Erzieher so viel zu tun, wie ein mittelalterlicher Henker mit moderner Palliativmedizin. Genau in diesem Bilde kann man sich in Anstalten dieser Art wohl auch die Weihnachtszeit vorstellen. Die kindliche Freude auf den Nikolaus und das Weihnachtsfest wurde hier jäh im Keim erstickt durch die gesellschaftsrangliche Verachtung, persönliche Gleichgültigkeit und auch tatsächlichen Unfähigkeit derer, die über ihre Schutzbefohlenen wachen und sie fürsorglich erziehen sollten. So werden die kleinen sich selbst überlassenen geschundenen Seelen in diesem Gemäuer beim Gedanken an den Nikolaus wohl tatsächlich nur an die Rute seines Knechts Ruprecht assoziiert haben, als an einen mit Süßigkeiten gefüllten Stiefel – schlicht, weil ihnen in ihrem kurzen Leben bisher nichts anderes wiederfahren ist.