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Schloss Seeburg
Die auf das siebte Jahrhundert zurückreichende Geschichte dieses Schlosses steuert möglicherweise ihrem letzten Kapitel entgegen, das der zunehmende Verfall der Anlage schreibt. Den ursprünglich ihr zugedachten Zweck des Schutzes und der Verteidigung hat sie natürlich schon seit Jahrhunderten verloren. Zuletzt im 17. Jahrhundert erfolgte nochmal ein Um- und Ausbau auf aristokratisches - konkret gräfliches Geheiß. Später im "Dritten Reich" diente das Schloss als so genannte "nationalsozialistische Führerschule". Zu Zeiten der DDR blieb es eine Schule. Es wurden hier berufsschulisch die zur Saatzucht notwendigen Qualifikationen vermittelt. Man erzählt sich allerdings auch, dass sich dort nicht selten zu Rang und Privilegien gelangte Systemopportunisten der DDR prächtig vergnügt haben, war die Abgeschiedenheit des Schlosses dafür wohl sehr willkommen. Seit die damals beiden deutschen Staaten wieder Eins sind, ist das Schloss nun verwaist. Die weitläufigen Räume und Fluchten des spätgotischen Baus sind unwirtlich geworden und vermitteln mit ihrer feucht-kalten, dumpf-morbiden Leere eine fast gespenstische Atmosphäre. Abgesehen von der Verwendung als gelegentliche Filmkulisse keine neue Nutzung für das Gemäuer findend, muss man sich auch fragen, warum? Gehören nicht auch alte Schlösser zu den architektonischen Dinosauriern, von denen nur die prächtigsten Exemplare als Präparat ins Museum kommen? Ein immanentes Zeichen des Lebens ist die Veränderung - oder andersherum, das einzig wirklich stete im Leben ist die konstante Veränderung. Man kann nicht alles bewahren, sonst ist irgendwann kein Platz mehr für das Neue. Und schließlich muss bei aller Leidenschaft auch der kaufmännische Aspekt berücksichtigt werden - keiner will in Schönheit sterben. Was das alles für das Schloss Seeburg bedeutet, steht mir nicht an zu bewerten. Über diese Fragen schließlich machen sich mehr die Gedanken, die ein eigenes Schwimmbad haben, als die, denen es gerade gelingt, den Kopf über Wasser zu halten.