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Verlassene Villa im Vogtland
Diese Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Villa mit ihren klassizistischen Stilelementen lässt zuletzt auf ausgeprägte Bescheidenheit ihrer einstigen Bauherren schließen. Sie hat trotz des bereits jahrelangen Leerstands und dessen sichtliche Folgen nichts von ihrer herrschaftlichen Erscheinung eingebüßt. So dominiert das repräsentative Gebäude unverändert das Bild der kleinen Seitenstraße, in der es in einer beschaulichen vogtländischen Kleinstadt liegt. Die Fassade täuscht allerdings über den Zustand im Inneren. Das Interieur ist auf dem Zenit seiner verfallsbedingten Metamorphose. Das Abstraktionsvermögen wird herausgefordert beim Versuch sich vorzustellen, wie es hier einst aussah, als das Gebäude noch großbürgerliche Heimstätte war.
In der Zeit, als die Staatsdoktrin Großbürgertum ächtete und es zum ausbeuterischen Klassenfeind erklärte, diente der Prachtbau als Pflegeheim. Die meisten Villen und Herrenhäuser, die von der Zerstörung im 2. Weltkrieg verschont geblieben sind, wurden in der ehemaligen DDR, sicher zu forderst aus tatsächlichem Raummangel aber auch zur lebenswirklichen Demonstration der neuen "klassenlosen Gesellschaft" umfunktioniert in Kindergärten, Schulen oder Büros staatlicher Stellen oder eben, wie in diesem Fall, in ein Pflegeheim.
Mit der Wiedervereinigung und dem damit einhergehenden plötzlichen Austausch vieler grundlegender gesellschafts- und wirtschaftspolitischer Paradigmen, führte der Sollsaldo in der sodann alsbald angestellten Rentabilitätsrechnung schnell zur Schließung des Heims.
Seitdem steht das Gebäude leer und die aus Ermangelung klarer Perspektive für das unter Denkmalschutz stehende Objekt spärlichen bisherigen Erhaltungsmaßnahmen konnten den Verfall nicht aufhalten. So ist im heutigen Zustand großer Zweifel angebracht, ob sich noch ein Investor für das Gebäude begeistern lässt. Das Investitionsargument der Wirtschaftlichkeit hat das historische Gemäuer jedenfalls seit langem schon nicht mehr auf seiner Seite.