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Verlassenes Krankenhaus bei Dresden
Das Herz von Zimmer 17, die Lunge von Zimmer 15, der Bruch von Zimmer 8 und der Notfall von heut Nacht. Würden Krankenhaus-Ärzte die Ihnen anvertrauten Fälle nicht der Art abstrahieren, würden die meisten von ihnen ihren Job wohl nicht aushalten. Ich kann noch nicht mal Blut sehen, sobald es über oberflächliche Schürfwunden hinausgeht. So ist es mir völlig unvorstellbar, Haut großflächig aufzuschneiden, im Körperinneren was wegzuschneiden und das alles dann wieder zuzunähen, wie man es mit einer geplatzten Hosennaht auch machen würde – im Prinzip. Ärzte sind schon ein eigener Schlag. Der Volksmund hat Ihnen den interpretationsvielfältigen Titel „Götter in weiß“ verpasst. Wenn man sich viele Patient-Arzt-Verhältnisse ansieht, kann man recht schnell auch nachvollziehen warum: Dem Arzt wird blind vertraut und sein Urteil bzw. seine Diagnose nicht im Mindesten in Zweifel gezogen – papstgleiche Unfehlbarkeit. Und doch sind es „nur“ Menschen mit sehr menschlichen Schwächen und Lebenssituationen, die wir alle kennen. Mal Krach mit dem Partner, am Wochenende bei einer Fete mal tiefer ins Glas geschaut oder schlicht mal ein Wehwehchen wie ihre Ursache nicht verratende Kopfschmerzen nehmen Einfluss auf die Leistungs- und Urteilsfähigkeit des Mediziners. Freilich sind es nicht nur einfache Dienstleister am Menschen, sondern über den hippokratischen Eid in besondere Fürsorge und Verantwortung Verpflichtete und darauf darf man sicher auch bei der übergroßen Mehrheit auch vertrauen – nur eben nicht blind und schicksalsergeben.