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Verlassenes Schloss auf den Anhöhen der Unstrut
Die Grundfesten dieses malerisch am Flusslauf der Unstrut gelegenen Schlosses gehen auf das achte Jahrhundert zurück. Nach weit über einem Jahrtausend also droht nun ob seines unübersehbar fortschreitenden Verfalls das letzte Kapitel in der Geschichte dieses Schlosses angebrochen zu sein. Bei der immer noch eindrücklichen Schönheit und Pracht dieser ehemaligen feudalherrschaftlichen Heimstätte, die zuletzt als Fachkrankenhaus für Kinder- und Jugendpsychiatrie genutzt wurde, fragt man sich schon nach dem Warum! Die Antwort hierauf ist wie für leider so vieles andere auch der schnöde Mammon. So wie einst das erfolgreiche Streben danach die Grundlagen für die Errichtung dieser Schlossanlage war, so will es die Ironie der Geschichte, dass dieser nun in der Jetztzeit den Niedergang besiegelt. Es findet sich offensichtlich niemand, der ausreichend Profitmöglichkeiten in einer neuen Nutzung des Schlosses sieht. Und da heute nahezu alles davon abhängt, ob es ausreichend Geld einbringt, passt dieses Schloss an diesem Standort nicht mehr in die Zeit. Ob allerdings Geld der Gradmesser für alles sein kann, soll oder darf, muss man hinterfragen! So wie es früher den wohlbestallten Herren in diesem Schloss an nichts fehlte, darbten die gesellschaftshierarchisch Minderklassierten am Existenzminimum, dessen damalige Definition mit der heutigen überhaupt nichts gemein hat und das in Bezug auf die einstigen Verhältnisse freilich im schlechtesten Sinne. Dass sich bis heute an der Bedeutungsschwere des monetären Gradmessers kaum etwas geändert hat, ist kein Ruhmesblatt unserer Zivilisation. Der Geld-Wert darf in unserer heutigen modernen Gesellschaft eigentlich nicht mehr über den des Menschen entscheiden – tut er aber! Das beginnt z. B. bereits beim Arztbesuch: während der gut betuchte Privatpatient noch nie ein Wartezimmer von innen gesehen hat, wartet der minderklassierte Kassen-Patient Monate auf einen Termin. Geld entscheidet also über die Genesungsmöglichkeiten im Krankheitsfall, allgemein über die Möglichkeiten am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und überhaupt über das Maß, sich selbst verwirklichen zu können. Angesichts der heutigen Umstände, wie nicht wenige Menschen zu Geld kommen und anderen kaum Möglichkeiten dazu offen stehen, befinden wir uns in dieser Frage noch im humanistischen Mittelalter. Die feudalherrschaftlichen Kasten sind freilich lange Vergangenheit und so auch viele ihrer baulichen Zeugnisse umgenutzt oder als museale Artefakte längst vergangener Zeiten zu besichtigen oder gar ganz verschwunden. Aber die herkunftsbedingten Klassenunterschiede sind immer noch da und sie manifestieren sich umso mehr über die heutige Form der Aristokratie, den Geldadel.