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Verlassenes Sprengstoff-Laboratorium

Von Freunden haben wir einen bombigen Tipp bekommen: Ein ehemaliges Laboratorium für Sprengstoffe, das zuletzt durch die Rote Armee genutzt wurde. Sofort ist bei uns das Feuer der Begeisterung entzündet. Der Weg führt uns ins beschauliche Havelland. Inzwischen kennen wir die Gegend durch schon einige vorangegangene Fototouren ganz gut. Hier sagt sich der letzte Fuchs und Hase 'gute Nacht', wenn sie sich denn in den Weiten dieses dünn besiedelten Landstrichs überhaupt noch finden. Es geht in einen kleinen Ort, der uns in ebenso kahler Unwirtlichkeit empfängt, wie er pittoreske Unwirklichkeit ausstrahlt. Weite Straßenzüge, ohne dass daran ein Haus stünde. Unvermittelt einzelne kleine Gewerbeobjekte. Landwirtschaftliche Brachflächen. So gar nicht passen wollend zur ansonsten landschaftlich schönen Gegend. Tja, denken wir uns, Brandenburg eben. So schön, so brotlos. Aber wie der Volksmund schon sagt, des einen Freud des anderen Leid. Hätten wir im Osten Deutschlands tatsächlich überall die im wirtschaftlichen Sinne postulierten blühenden Landschaften, wäre es für uns denkbar schwer, unsere Fotomotive zu finden. Und gefunden haben wir dann auch relativ schnell die Stätte, an der wohl nicht mit allzu viel Skrupeln behaftete Tüftler an Sprengsätzen geschraubt haben, für (frei nach Clausewitz) die Durchsetzung diplomatischer Ziele mit anderen Mitteln. Die explosiven Errungenschaften hat man hier offensichtlich auch ausgiebig gefeiert, wovon alleine ein riesiger Theatersaal mit postsowjetischen Insignien noch zeugt, die man hier auch überall sonst noch findet. Als wir uns an unser fotografisches Werk machen, vergegenwärtigen wir uns, wie absolut undenkbar es noch vor 25 Jahren gewesen wäre, als sogenannter Zivilist einen Fuß in eines dieser Gebäude zu setzen, geschweige denn auch nur ein Foto zu schießen. Heute liegt dieses Gelände brach und die Türen stehen weit offen; fast wie ein Symbol für die friedliche Öffnung, die das Land erfahren hat, das diesen Gebäuden einst ihre Funktion und Rechtfertigung gab. Zurück durch's Gestrüpp, durch das wir gekommen waren. Es ist inzwischen später Nachmittag und Regen hat eingesetzt, der wie Tränen an den verwitterten Fassaden hinunterläuft. So sind wir froh, den Wagen erreicht zu haben. Mit den Bildern im Kasten - ab nach Hause!


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